
Wie Stechmücken ihre Opfer finden - Wärme, CO2 und mehr
Stechmücken sind wahre Meister darin, potenzielle Opfer aufzuspüren. Mit ihren hochentwickelten Sinnesorganen können sie selbst aus großer Entfernung die Anwesenheit von Menschen oder Tieren wahrnehmen. Doch welche Reize leiten die Blutsauger zu ihrer Beute?
Wärme und Kohlendioxid als Lockmittel
Zwei der wichtigsten Faktoren, die Stechmücken anziehen, sind Wärme und Kohlendioxid (CO2). Mit speziellen Rezeptoren an ihren Fühlern können die Insekten die Körperwärme potenzieller Wirte aus bis zu 50 Metern Entfernung wahrnehmen. Auch das CO2, das wir beim Atmen ausstoßen, lockt Stechmücken an. Sie spüren die erhöhte Konzentration des Gases in unserer Atemluft und folgen dieser Spur bis zum Opfer.
Dabei ist die Kombination von Wärme und CO2 besonders effektiv. Studien haben gezeigt, dass Stechmücken gezielt zu Objekten fliegen, die sowohl warm sind als auch Kohlendioxid abgeben. Unser Atem und unsere Körperwärme bilden somit ein unwiderstehliches Lockmittel für die Blutsauger.1
Körpergerüche und Schweiß
Doch Stechmücken orientieren sich nicht nur an Wärme und CO2. Auch bestimmte Körpergerüche ziehen die Insekten magisch an. Mit ihrem feinen Geruchssinn können sie verschiedene Substanzen wahrnehmen, die wir über die Haut abgeben. Dazu zählen Milchsäure, Ammoniak, Buttersäure und andere Verbindungen, die beim Schwitzen entstehen.
Interessanterweise produzieren manche Menschen mehr von diesen Lockstoffen als andere. Das liegt zum einen an genetischen Faktoren, die den Stoffwechsel und die Zusammensetzung des Schweißes beeinflussen. Zum anderen spielen auch die Bakterien auf unserer Haut eine Rolle. Bestimmte Mikroben verstoffwechseln die Inhaltsstoffe des Schweißes und produzieren dabei Gerüche, die Stechmücken anziehen.
Wer also zu den "Opfertypen" gehört, die besonders häufig gestochen werden, hat möglicherweise eine genetische Prädisposition oder eine spezielle Hautflora. Auch Schwangere und Menschen mit einem hohen Stoffwechsel (z.B. nach dem Sport) locken oft mehr Stechmücken an, da sie mehr CO2 und Körperwärme produzieren.
Stechmücken erkennen schlafende Opfer
Viele kennen folgendes Szenario: Man wird nachts von einer Stechmücke geweckt, kann sie aber partout nicht finden. Egal ob man das Licht anmacht, mit der Fliegenklatsche bewaffnet auf der Lauer liegt oder sich schlafend stellt - das Insekt bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Erst wenn man tatsächlich einschläft, beginnt das Surren von Neuem und man wird aus dem Schlaf gerissen.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Stechmücken tatsächlich erkennen können, wenn ein potenzielles Opfer eingeschlafen ist. Vermutlich handelt es sich um einen evolutionären Mechanismus, der das Überleben der Blutsauger sichert. Denn ein schlafendes Opfer wehrt sich nicht und ist leichte Beute.
Aber woran erkennen Stechmücken den Schlaf? Studien deuten darauf hin, dass die Insekten feine Veränderungen in unserer Atmung und unserem Schwitzen wahrnehmen. Im Schlaf atmen wir gleichmäßiger und stoßen das CO2 in regelmäßigeren Abständen aus. Auch die Schweißproduktion verändert sich. Diese subtilen Signale scheinen Stechmücken zu registrieren und als Zeichen für ein schlafendes, wehrloses Opfer zu deuten.
Wer also nachts von einer Stechmücke heimgesucht wird, sollte nicht verzweifeln. Stattdessen kann man versuchen, durch unregelmäßige Bewegungen und Atemgeräusche den Schlaf zu "simulieren" und so die Stechmücke aus ihrem Versteck zu locken. Mit etwas Glück setzt sie dann zur Landung an und kann mit einem gezielten Schlag ausgeschaltet werden.
Insgesamt sind Stechmücken also erstaunlich gut an ihre blutsaugende Lebensweise angepasst. Dank ihrer ausgefeilten Sinne finden sie zielsicher zu ihren Opfern - egal ob diese wach sind oder schlafen. Für uns Menschen heißt es daher: Wachsamkeit und gute Abwehrstrategien sind der beste Schutz vor den lästigen Plagegeistern.
Quellen
- Spanoudis, C., Andreadis, S., Bray, D.P. et al. Behavioural response of the house mosquitoes Culex quinquefasciatus and Culex pipiens molestus to avian odours and its reliance on carbon dioxide. Medical and Veterinary Entomology (2020). https://doi.org/10.1111/mve.12401